
Ort: Altenberg
Unterstützer: IHK Dresden
„Ein Schluck Natur, seit 1842.“ Das verspricht der Altenberger Gebirgsbitter, ein Kräuterlikör mit uralter Tradition. Damals wie heute wird der hochprozentige Schnaps, der aus verschiedenen Kräutern, Wurzeln und Beeren besteht, im Osterzgebirge hergestellt. Der Stadtrat Adolf Fürchtegott Büttner hatte die Likörfabrik einst als Destillation in Altenberg gegründet. 180 Jahre, zwei Weltkriege und mehrere Eigentümer später übernahm Thomas Röpke sein unternehmerisches Vermächtnis. Der erfahrene Unternehmer, der auch eine Event- und Konzert-Agentur in Dresden betreibt, führt die Manufaktur seit 2022 mit der Altenberger Genuss GmbH fort.
Als firmenexterner Nachfolger musste sich Thomas Röpke zunächst das Vertrauen in seine Person erarbeiten. Heute kann er festhalten:
„Die positive Resonanz der bisherigen Kunden und auch der Einwohner der Stadt Altenberg hat mich nachträglich darin bestätigt, dass ich mit der Übernahme den richtigen Schritt getan habe. Da ich selbst in Altenberg geboren und mit der Region emotional verbunden bin, liegt mir die Weiterführung der Spirituosenfabrik sehr am Herzen. Mein Ziel ist es weiterhin, die Marke Altenberg zu erhalten, weiter voranzubringen und positiv für das Image der Region einzusetzen.“
Als Lokalpatriot ist sich Thomas Röpke der Verantwortung bewusst, die die Marke „Altenberger Gebirgsbitter“ mit sich bringt: Der Likör wird nach wie vor im historischen Reifekeller und nach einer unveränderten, streng geheimen Rezeptur hergestellt. Neben dem Altenberger Gebirgsbitter gehören der Altenberger Vogelbeerlikör, der Altenberger Kalmus (ein Edelbranntwein) und der Altenberger Bitter zu den Klassikern im Produktsortiment. Bei allem Traditionsbewusstsein hat Thomas Röpke auch einige Neuerungen angestoßen. So ließ er das Design der Produkte, etwa die Form der Flaschen, modernisieren und einen ökologischen Verschluss einführen. Außerdem wurde die Produktpalette u. a. um einen Eierlikör mit dem Namen „Goldliesl“ – eine Hommage an die ehemalige Inhaberin Elisabeth Köllner – erweitert.
Derweil hat der heutige Eigentümer Thomas Röpke auch die Vermarktung zeitgemäß aufgestellt. Direkt nach seinem Amtsantritt ließ er eine neue Website mit angeschlossenem Online-Shop einrichten. Um die jüngere Generation für die Altenberger Spirituosen zu begeistern, setzt er auf Social Media und Event-bezogenes Marketing. Als Inhaber der Dresdner HMG Event-Agentur bringt Thomas Röpke ein breites Netzwerk in der Veranstaltungsbranche mit. Mit dem Altenberger Festival etablierte er im Jahr 2023 ein neues Event-Format, das tausende Besucher in den Ort lockt und dieses Jahr mit Nena und Andy Borg als Top Acts auftrumpft. Dabei bekommt natürlich auch der Altenberger Kräuterlikör eine prominente Bühne geboten.

Ort: Klingenberg
Unterstützer: IHK Dresden
Der Dorfladen Höckendorf ist nicht nur irgendein Geschäft. Vielmehr sichert er die Grundversorgung eines ganzen Ortes mit Lebensmitteln. Gerade für Senior:innen und andere Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist der Mini-Supermarkt die einzige erreichbare Nahrungsquelle im Umfeld – und zugleich ein sozialer Treffpunkt. Als sich die einstige Inhaberin zur Ruhe setzen wollte, drohte jedoch die Ladenschließung. Dass dies abgewendet werden konnte, ist Jacqueline Geißler zu verdanken. Sie erwarb den Dorfladen im August 2022 und führt seither die Geschäfte sowie drei Mitarbeiterinnen. Dafür hatte sie ihren sicheren und gut bezahlten Job bei einer großen Supermarktkette aufgegeben und war voll ins Risiko gegangen.
Für ihren Mut, neue Wege zu beschreiten, wurden die Nachfolgerin und ihr Team belohnt:
„Wir erlebten einen überaus herzlichen Empfang und Dankbarkeit seitens der Einwohner. Das Imbissangebot, der Lieferservice und die Paketstation, die wir neu eingeführt haben, wurden sehr gut angenommen. Auch die regionalen Lebensmittelanbieter und Handwerker aus der unmittelbaren Umgebung begegnen uns in der direkten Zusammenarbeit jederzeit zuverlässig und absolut fair.“
Bei all den positiven Erfahrungen hatte der Inhaberinnenwechsel auch seine Schattenseiten: Der Vertrag mit dem einstigen Lieferanten, der dem Dorfladen attraktive Konditionen zusicherte, konnte nicht übernommen werden. Ein neuer Großhändler war zwar gefunden, er rief jedoch deutlich höhere Einkaufspreise auf. Aufgrund der relativ kleinen Abnahmemengen ist es Jacqueline Geißler schlichtweg unmöglich, mit den Preisen der großen Filialmärkte mitzuhalten. Nicht nur deshalb richtet sie ihr Augenmerk verstärkt auf kleine, lokale Anbieter, was auch die Kunden zu schätzen wissen. Für die Erzeugnisse aus der Region sind viele von ihnen bereit, etwas mehr Geld auszugeben. Zumal sie im Dorfladen Höckendorf einen persönlichen Service erhalten – und bei Bedarf auch ein offenes Ohr für private Probleme.
Neben Lebensmitteln und frischen Backwaren von einem regionalen Bäcker finden Höckendorfer:innen ausgewählte Geschenkartikel und Dinge des täglichen Bedarfs im Dorfladen. Das neu geschaffene Imbissangebot zieht immer wieder auch Handwerker und Touristen in den Laden und lädt zum Verweilen ein. In einem separaten Raum oder auf einem der Außensitzplätze können sie sich einen Kaffee oder ein Stück Pizza schmecken lassen. Auch der Nachwuchs im Osterzgebirge wird nicht vergessen: Jacqueline Geißler bietet Praktika für Jugendliche und unterstützt wohltätige Aktionen wie genial sozial, bei denen Schüler:innen für den guten Zweck im Laden mitarbeiten. Außerdem vergibt sie Sachspenden sie an ortsansässige Vereine, Schulen und das Kinderheim Dorfhain. Denn am Ende des Tages ist die gesellschaftlich engagierte Unternehmerin stets bestrebt, den Menschen in ihrer Heimat etwas zurückgeben.

Ort: Dresden
Unterstützer: IHK Dresden, Ostsächsische Sparkasse Dresden, Bürgschaftsbank Sachsen, Steuerbüro Irrgang in Neukirch
Nachfolge kennt kein Mindestalter: Mit gerade einmal 31 Jahren übernahm Hans Lehmann im Jahr 2021 die elnic in Dresden GmbH, die er über die Unternehmensbörse nexxt-change gefunden hatte. Das B2B-Unternehmen plant und baut Elektroanlagen nach den individuellen Wünschen seiner Kunden, von denen die meisten aus der Region stammen. Die fehlende Seniorität machte Hans Lehmann mit Mut, Wissensdurst und Unternehmergeist wieder wett. Mit diesen Eigenschaften überzeugte er neben den Firmeninhaber Rainer Berge auch die Vertreter:innen der Banken, die ihm bei der Finanzierung des Firmenkaufs unterstützten: Die Ostsächsische Sparkasse Dresden und die Bürgschaftsbank Sachsen.
Mit dem Kauf der elnic übernahm Hans Lehmann nicht nur finanzielle Verantwortung für das Unternehmen, sondern auch soziale Verantwortung für die über 30 Mitarbeitenden. Den Umgang mit dem Personal beschreibt er rückblickend als eine der größten Herausforderungen – immerhin war er zu seinem Amtsantritt jünger als viele seiner Angestellten. Deren Vertrauen und Respekt musste er sich erst erarbeiten. Dabei half ihm das vertrauensvolle Verhältnis, das sein Vorgänger zu ihm pflegte und nach innen abstrahlte. Außerdem kam dem Nachfolger sein fachliches Knowhow zugute: Nach seinem dualen Ingenieursstudium hatte er sich noch in den frühen Berufsjahren bei der IHK Dresden zum technischen Betriebswirt weiterbilden lassen. Außerdem engagiert er sich seit 10 Jahren ehrenamtlich als Prüfer im Bereich Mechatronik.
Corona-bedingte Personalausfälle und Lieferkettenengpässe bereiteten Hans Lehmann keinen einfachen Start in die Selbständigkeit. Dennoch wuchs der Umsatz der elnic im ersten Jahr nach seiner Übernahme in den siebenstelligen Bereich. Die Pandemie war kaum ausgestanden, da zog mit dem Ukrainekrieg die Energiekrise auf. Heute kann der krisenerprobte Jungunternehmer trotz allem eine positive Bilanz ziehen:
„Die ersten Jahre nach der Übernahme waren von Entwicklungen geprägt, die mir selbst von erfahrenen Unternehmen als herausfordernd beschrieben worden. Daraus resultierte eine Lernkurve, die man sich bei bester Vorbereitung nicht erträumt hätte. Gerade die schwierigen externen Rahmenfaktoren in 2021 und 2022 haben interne Veränderungen mit sich gebracht, aus denen wir gestärkt hervorgegangen sind.“
Indem er die elnic geschickt durch Zeiten der Krise und Unsicherheiten navigierte, hat Hans Lehmann auch dem letzten Skeptiker gezeigt: Gute Führung ist keine Frage des Alters. Gleichzeitig denkt er nach vorn: Mit Investitionen in Digitalisierung und Automatisierung möchte er nicht nur Arbeitsplätze sichern, sondern auch nachhaltig attraktiver machen. Ein Vorteil seines jungen Alters: Hans Lehmann kann langfristig planen und auch solche Investitionen tätigen, die sich erst in Zukunft auszahlen. Denn der nächste planmäßige Generationenwechsel steht in der elnic erst in 30 Jahren wieder an.

Ort: Zwickau
Unterstützer: IHK Zwickau, VWS Steuerberatungs GmbH
Sie hat Geschmack: Sophie Lindner führt seit Februar 2023 den Delikatessen-Laden Feinkost 30 in Zwickau. Für die Übernahme des Ladens kündigte sie ihre sichere Festanstellung im öffentlichen Dienst und folgte ihrer Leidenschaft für hochwertige, hausgemachte Lebensmittel. Die berufliche Neuausrichtung war wohlüberlegt: Mehrere Monate lang hatte sie an der Seite der Alteigentümerin Christiane Dreißig im Geschäft mitgearbeitet, um die Produkte und internen Abläufe, aber auch die Lieferanten, Angestellten und Kunden kennenzulernen. Nach der intensiven Vorbereitungsphase wagte sie schließlich den Schritt in die Selbständigkeit und sollte als Ladenbesitzerin ihre berufliche Erfüllung finden. Zugleich sicherte sie die Arbeitsplätze aller Angestellten.
Mit der Nachfolge machte Sophie Lindner ihr Hobby endgültig zum Beruf. Inspiriert von ihren Reisen ins Ausland hatten sie und ihr Mann schon zehn Jahre zuvor damit begonnen, eigene Pesti und Saucen in traditioneller Handarbeit herzustellen und im Nebenerwerb u. a. auf Märkten zu vertreiben. Mit ihrer „Feinkostmanufaktur Schönau“ belieferten sie auch Spezialitätenläden in der Region – darunter Feinkost 30 in Zwickau. So erfuhr sie davon, dass die ehemalige Inhaberin das Geschäft aus Altersgründen abgeben wollte. Die einmalige Gelegenheit ließ sich Sophie Lindner nicht entgehen– obwohl sie als Mutter von drei Kindern bereits privat stark gefordert war. An andere Menschen in ihrer Situation appelliert sie:
„Ich möchte auch andere, vor allem Frauen, dazu ermutigen, die eigenen Träume trotz Familie und gesellschaftlichen Vorurteilen mit Mut und Zielstrebigkeit zu verwirklichen, an sich selbst zu glauben und ein Privileg an Freiheit zu erfahren, jeden Tag seinen eigenen Weg gehen zu können.“
Für ihren Start in die Selbständigkeit erhielt Sophie Lindner die Gründerinnenprämie der SAB. Überhaupt ist Feinkost 30 ein reiner Frauenbetrieb. Sophie Lindner beschäftigt aktuell fünf Mitarbeiterinnen mit langjähriger Erfahrung und breitem Fachwissen. Sie waren der Quereinsteigerin eine wichtige Hilfe im Übernahmeprozess und kennen die vielen Stammkunden persönlich. Feinschmecker kommen bei Feinkost 30 voll auf ihre Kosten: Neben Wurst- und Käsespezialitäten finden sie im Ladengeschäft auserlesene Süßwaren, Pasta, Öle, Gewürze, Kaffee, Wein und viele weitere Produkte aus ganz Europa. Bei der Auswahl der Produzenten achten Sophie Lindner und ihr Team auf höchste Qualität der Zutaten und handwerkliche Zubereitung. Beliebt bei den Kunden sind auch die liebevoll zusammengestellten Präsentkörbe. Darüber hinaus ist Feinkost 30 für sein erstklassiges Catering bekannt. Mit ihrem Angebot an warmen Speisen, Antipasti-Platten und Fingerfood heben sie jede Feierlichkeit auf ein neues kulinarisches Level.

Ort: Oederan
Unterstützer: Volksbank Mittleres Erzgebirge eG, Bürgschaftsbank Sachsen, IHK Chemnitz
Diesen beiden Frauen ist es zu verdanken, dass ein beliebtes Ausflugsziel im Landkreis Mittelsachsen weiter erhalten bleibt: Ines Bernhardt und Anja Vogel sind die neuen Inhaberinnen der Goldener Stern Erlebnis GmbH, die die gleichnamige Gaststätte und Freizeitanlage in Oederan betreibt. Das Power-Duo erwarb den Betrieb im Jahr 2021 von seinem Alteigentümer Wolfgang Eckardt. Damals hatte die Coronapandemie das Kerngeschäft vorübergehend zum Erliegen gebracht. Doch das hielt die Neu-Unternehmerinnen nicht von ihrem Übernahmevorhaben ab. Stattdessen starteten sie direkt krisenerprobt in die Selbständigkeit.
Schon der Firmenkauf als solcher hatte sich als finanzieller Kraftakt gestaltet. Schließlich galt es, mehr als nur einen etablierten Gasthof mit angeschlossenem Hotel zu übernehmen. Zum weitläufigen Areal des Goldenen Sterns gehört auch eine Adventure-Golfanlage, ein Abenteuerspielplatz sowie eine eigene Farm mit Streichelzoo – das alles hat seinen Preis. Die Kaufsumme finanzierten die zwei Nachfolgerinnen mit Unterstützung der Bürgschaftsbank Sachsen, die ein Darlehen der Volksbank Mittleres Erzgebirge eG absichert.
Mit dem Eigentümerwechsel wurde der Gastrobetrieb von einem Einzelunternehmen in eine GmbH mit klaren Strukturen und Verantwortlichkeiten gewandelt. Ines Bernhardt ist für den wirtschaftlichen Bereich zuständig und als Prokuristin stellvertretend und unterstützend für Anja Vogel im Einsatz. Als langjährige Steuerberaterin des Unternehmens hatte sie schon vor der Übernahme Einblick in die Geschäftsbücher. Anja Vogel war da bereits im Goldenen Stern angestellt. In ihrer neuen Rolle als Geschäftsführerin verantwortet sie heute die operativ anfallenden Tätigkeiten und koordiniert tagtäglich über 30 Voll- und Teilzeit-Arbeitskräfte. Die gemeisterten Herausforderungen der vergangenen Jahre bestärken die beiden Frauen darin, auch für die Zukunft ehrgeizige Pläne zu schmieden:
„Mit der Übernahme des Goldenen Sterns inmitten des Lockdowns haben wir nicht nur größten Mut, sondern auch unseren festen Glauben an die positive Entwicklung bewiesen. Wir lassen uns von der Devise leiten: ‚miteinander Großes schaffen‘. Unser großes Ziel ist es, eine eigene Sternenmarke zu etablieren – sowohl als Arbeitgeber als auch hinsichtlich unserer Angebote, wie unserem Eis aus eigener Kreation und Herstellung.“

Ort: Königswartha
Unterstützer: IHK Dresden, RBB Management AG, Kreissparkasse Bautzen und Riediger Legal
Nachfolge im gemischten Doppel. Die Eheleute Victoria und Markus Scheithauer bilden nicht nur privat ein eingespieltes Team. Seitdem sie zum Jahresbeginn 2023 gemeinsam die PURTEC Engineering GmbH übernahmen, sind sie auch als Geschäftspartner eng verbunden. Das aus einem Ingenieurbüro hervorgegangene Unternehmen blickte da bereits auf eine 30-jährige Geschichte in der Oberlausitz zurück. Die PURTEC entwickelt, fertigt und montiert maßgeschneiderte Lösungen im Bereich der Hebe-, Förder- und Automatisierungstechnik – mit dem Ziel, die körperliche Belastung der Mitarbeitenden im Produktionsbetrieb einzudämmen, somit die Ausfallzeiten zu reduzieren und die Effizienz zu erhöhen. Dabei steht die Sicherheit der Angestellten stets an erster Stelle.
Den Menschen hinter der Technik hat das Unternehmerpaar auch dann im Blick, wenn es über seine Motivatoren spricht:
„Als internationales Ehepaar und gleichberechtigtes Team sehen wir es als unsere Verantwortung, der demografischen Entwicklung entgegenzuwirken und die Abwanderung von Fachkräften aus der Region zu verhindern. Die Stärkung von Frauen in Industriebetrieben ist für uns von ebenso großer Bedeutung wie eine eigene Ausbildung. Die Bildung unserer Mitarbeitenden betrachten wir als gesellschaftliche Verpflichtung, einen positiven Wandel sowohl im Unternehmen auch in der Region zu gestalten.“
Bevor Victoria und Markus Scheithauer diesen Anspruch einlösen konnten, mussten sie die PURTEC erst einmal erwerben. Die Ausgangsbedingungen waren jedoch alles andere als optimal. Doch das Ehepaar ließ sich auch von schwierigen, mehrfach veränderten Voraussetzungen sowie komplexen Rechts- und Steuerfragen nicht von seinem Plan abbringen, die PURTEC zu übernehmen und weiterzuführen. Gerade einmal fünf Monate nach dem ersten Kennenlernen des Alteigentümers waren vergangen, als sie den Kaufvertrag unterzeichneten. Bei dem Nachfolgeprozess halfen ihnen ihre Erfahrungen in der Unternehmensplanung, Beharrlichkeit, Fokus auf das Wesentliche und der Einbezug von Beratern.
Auch durch das Tagesgeschäft navigieren Scheithauers mit betriebswirtschaftlichem Erfolg: Innerhalb des ersten Jahres nach der Übernahme konnte der Umsatz verdoppelt werden. Mit Kunden aus der Automobilbranche, dem Gießereisektor und Maschinenbau ist die PURTEC diversifiziert aufgestellt. Ihre innovativen Automatisierungslösungen wie z. B. Greifer für die Batterie- und Wasserstoffproduktion helfen den Klienten, den wachsenden Fachkräftemangel zu kompensieren. Gleichzeitig arbeitet das PURTEC-Team aktiv daran, neue Auslandsmärkte zu erschließen. Außerdem soll der Firmensitz im Landkreis Bautzen durch gezielte Investitionen in Personal und Arbeitsumgebung von einer traditionellen Werkstatt hin zu einem modernen Industriebetrieb entwickelt werden.

Ort: Bannewitz
Unterstützer: IHK Dresden, Ostsächsische Sparkasse Dresden, Bürgschaftsbank Sachsen, Wirtschaftsberatung und Treuhand GmbH (Steuerberatungsgesellschaft), Steuerberatung Maria Wolf, white ip group (Rechtsanwalt), FINNOVAL GmbH (Unternehmensberatung)
Die eigene Komfortzone verlassen. In dieser Disziplin hat Carsten Wolf mittlerweile Profistatus. Mit der Übernahme der TGB Schweißtechnischer Fachhandel GmbH stellte er sich erstmals dem Projekt „Unternehmensnachfolge“. Zudem wagte sich der gelernte Bankkaufmann und studierte Verkehrswirt in eine neue Branche vor. Denn die TGB aus Bannewitz bei Dresden versteht sich auf Schneid- und Schweißgeräte – technisch hochkomplexe Produkte, die Carsten Wolf bis dahin fremd waren. Doch das sollte kein Hindernis für den lernwilligen Unternehmer darstellen. Über diverse Aus- und Weiterbildungen erlangte er fachliche Qualifikationen im Bereich der Schweiß- und Elektrotechnik. Mit seiner Entschlossenheit überzeugte er auch die beiden Altinhaber Torsten und Mario Groschupf, dass sie in ihm einen würdigen Nachfolger gefunden hatten.
Bevor die TGB an Carsten Wolf übergehen konnte, musste er zunächst einen Kaufpreis mit den beiden Brüdern aushandeln und ein entsprechendes Bankendarlehen einwerben. Für die Nachfolgefinanzierung fand er in der Ostsächsischen Sparkasse Dresden und der Bürgschaftsbank Sachsen enge Verbündete, die ihn mit Rat und Geld unterstützten. Nicht zu unterschätzen ist auch der finanzielle und zeitliche Aufwand der erforderlichen Rechtsprüfung, für die er spezialisierte Rechtsanwälte und Notare engagierte. Auf Basis seiner Erfahrungen rät Carsten Wolf angehenden Nachfolger:innen, ausreichend Zeit für all diese Aufgaben einzuplanen. Er selbst hatte sich mit nur anderthalb Jahren Vorbereitungszeit einen sehr ambitionierten Zeitplan gesteckt. Rückblickend kann er behaupten:
„Jede Minute, die ich in die Unternehmensübernahme investiert habe, war es absolut wert. Obwohl ich branchenfremd bin, sehe ich diese Nachfolge als eine große Chance, zu beweisen, dass man mit Wissbegierde und Engagement auch auf einem fremden Gebiet erfolgreich sein kann. Meine Vision ist es, dass mehr Menschen gerne zur Arbeit gehen. Daher setzte ich mich leidenschaftlich für die Weiterentwicklung von Mitarbeitern und die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds ein.“
Heute beschäftigt der Nachfolger sechs Mitarbeitende. Neben dem Verkauf von Schneid- und Schweißtechnik bietet die TGB einen Mietservice sowie Reparatur- und Wartungsleistungen. Dabei wird ein breites Kundenspektrum wie der Rohrleitungsbau, die Stahlproduktion oder die Chemieindustrie bedient. Bei den vorwiegend sächsischen Kunden punktet das TGB-Team mit exzellentem Kundenservice und technischer Expertise. Neben seinem Hauptjob verfolgt Carsten Wolf die persönliche Mission, Unternehmer:innen für das Thema Nachfolge zu sensibilisieren und sein Erfahrungswissen zu teilen. Mit diesem Ziel ließ er sich auch als Berater für Unternehmensnachfolge zertifizieren. Zudem berichtet er auf Social Media aktiv über seine Nachfolge und tritt auch auf einschlägigen Veranstaltungen auf.

Ort: Dresden
Unterstützer: IHK Dresden, ENWITO GmbH
René Roch und Georg Sauer beweisen, dass man einen Betrieb auch als Branchen-Neuling erfolgreich übernehmen kann – so lang man wie die beiden Stiefbrüder eine große Portion Motivation und Wissbegierde mitbringt und auf eine eingespielte Belegschaft mit langjährigem Knowhow zählen kann. Als sie die VGS Leuchttechnik GmbH zum Jahresbeginn 2022 übernahmen, wurden sie von den über 30 Mitarbeitenden mit offenen Armen empfangen. Schließlich sicherten sie die Existenz des Betriebs und damit ihre Arbeitsplätze.
Nachdem sich lange Zeit kein Käufer für die VGS fand und zwischenzeitlich schon eine Liquidation der Firma zur Debatte stand, ging auf einmal alles ganz schnell: Innerhalb von gerade einmal vier Monaten machten René Roch und Georg Sauer die Übernahme perfekt. Nicht nur die Angestellten, sondern auch alle Stammkunden sind dem Unternehmen unter den neuen geschäftsführenden Gesellschaftern treu geblieben. Und mehr noch: Durch den Ausbau von Vertrieb und Marketing sowie durch Maßnahmen zur Effizienzsteigerung ist es gelungen, den Umsatz bereits in den ersten 2,5 Jahren nach der Übernahme um 25% zu steigern.
Seit 1998 entwirft und produziert die VGS hochwertige Werbe- und Leuchtsysteme nach den individuellen Wünschen ihrer Kunden. Dazu gehören Werbetechniker, Messebauer und Innenausstatter aus ganz Europa. Lichtwerbung in Form von Buchstaben und Logos, die durch eingelassene LED zum Strahlen gebracht werden, sind das Spezialgebiet der VGS. Unter der Eigenmarke „MaxxLuxx“ hat das sächsische Unternehmen vor rund 20 Jahren ein LED-Leuchtsystem aus Vollacrylglas entwickelt, mit dem u.a. Yachten ins beste Licht gerückt werden.
Hier setzen die beiden Nachfolger auch an, um die Zukunftsfähigkeit der VGS zu sichern:
„Die Technologie, die die VGS schon viele Jahre lang für den Bau von Lichtwerbung nutzen, birgt in unseren Augen weiteres Potenzial mit Blick auf Produkte in der Raumausstattung. Kurz nach der Übernahme haben wir eine F&E-Abteilung ins Leben gerufen, um unser Produktportfolio noch breiter aufstellen zu können. Zusätzlich wurden bereits mehrere Forschungsprojekte mit Universitäten und Forschungseinrichtungen initiiert.“

Ort: Dresden
Unterstützer: IHK Dresden
Nicht weniger als eine kulinarische Weltreise verspricht die Zaffaran Gewürzmanufaktur. Betritt man den Laden in Dresden, wird schnell klar, was damit gemeint ist: Über 300 erlesene Gewürze und Gewürzmischungen aus aller Welt verströmen schon im Geschäft einen aromatischen Duft – darunter Klassiker wie Pfeffer oder auch Exotisches wie Garam Masala aus Indien. Ein Besuch bei Zaffaran ist ein Erlebnis und macht Lust, zu kochen. Regelmäßige Gewürzworkshops liefern zusätzliche Inspiration. Wer die Gewürzvorräte zu Hause auffüllen will, kann bequem auch online bestellen. Der Web-Shop ist eine der Neuerungen, die Christiane Rose und Johann Hempel umgesetzt haben. Sie hatten das Unternehmen im Sommer 2023 von der Vorbesitzerin erworben und seither grundlegend modernisiert.
Die Geschäftsübernahme beschreiben die beiden Nachfolger als „Herzensangelegenheit“. Es war ihnen ein persönliches Anliegen, das Geschäft in der Dresdner Neustadt weiterzuführen als dieses zum Verkauf stand. Dazu gehörte für sie auch, die Mitarbeitenden zu übernehmen. So gaben sie nicht nur dem Unternehmen, sondern auch den Angestellten eine Perspektive für die Zukunft. Dabei ist den neuen Ladeninhabern wichtig, einerseits die Tradition und den guten Ruf des Zaffaran zu wahren und gleichzeitig Neuerungen anzustoßen.
Die Verbindung von Tradition und Innovation spiegelt sich auch im Warenregal wider. Unter den beiden Jung-Unternehmern wuchs das Produktsortiment um kreative Neuschöpfungen wie den „Butterbrot Booster“, der unter der Zaffaran Eigenmarke vertrieben wird und sich großer Beliebtheit bei Kunden erfreut. Neben den neuen Produkten und der gleichbleibend hohen Qualität der Gewürze schätzen Kunden vor allem auch, dass die verfügbaren Zahlmethoden im Ladengeschäft sowie im Online-Shop ausgebaut wurden. Nach der Übernahme brachten Christiane Rose und Johann Hempel die internen Geschäftsprozesse auf aktuellen technologischen Stand, indem sie ein digitales Kassensystem und papierlose Buchhaltung einführten.
„Die vollständige Digitalisierung unseres Betriebs hat es uns ermöglicht, effizienter zu arbeiten und unseren Kunden einen noch besseren Service zu bieten. Durch die Einführung neuer, moderner Systeme und die Weiterbildung unserer Mitarbeiter konnten wir eine zukunftsorientierte Arbeitsweise etablieren, die uns für kommende Herausforderungen wappnet.“