Logo Bürgschaftsbank Sachsen

Anmeldung

Melden Sie sich mit Ihren persönlichen Zugangsdaten im Finanzierungsportal an.

Noch nicht registriert?

Verwalten Sie Ihre Anträge sicher und einfach in Ihrem persönlichen Servicebereich.

Anfrage starten

Kontakt

Schreiben sie uns
Kontaktformular

Sächsischer Meilenstein - Nominierte 2024

Familieninterne Nachfolge

So individuell wie die Biographien der Übernehmer:innen sind auch die Unternehmen selbst, die wir Ihnen hier präsentieren. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie wurden für ihre wegweisenden Nachfolgeregelungen für den Sächsischen Meilenstein 2024 in der Kategorie „familieninterne Nachfolge“ nominiert.

FI_Feindreh

Ort: Arnsdorf
Unterstützer: IHK Dresden

Den Auftakt in unserer Rubrik „So geht Unternehmensnachfolge – Erfolgsgeschichten aus Sachsen“ macht die Feindreh GmbH aus Arnsdorf im Landkreis Bautzen. Der Industriebetrieb fertigt Kontaktstifte und Präzisionsdrehteile mit sehr kleinen Durchmessern, die u.a. in Fahrzeugen, Elektrogeräten und Medizintechnik verbaut werden. Seit 2021 wird er in zweiter Generation von Anja Peplinski und Michael Grünler geführt.

Die Feindreh GmbH liefert ein Beispiel für eine familieninterne Firmenübernahme, an der gleich zwei Familien beteiligt sind: Die ehemaligen Inhaber Steffen Ruhtz und Wilfried Grünler übertrugen zunächst die Geschäftsführung und im Jahr 2023 schließlich auch ihre Firmenanteile an ihre Kinder. Während für Michael Grünler schon immer feststand, dass er einmal in den väterlichen Betrieb einsteigen wollte, zog es Anja Peplinski erst nach beruflichen Stationen in New Delhi (Indien) und Frankfurt a.M. zurück in die sächsische Heimat.

Beide eint die Mission, dem Unternehmen ihrer Väter eine Zukunftsperspektive zu geben:

„Mit einem jungen Team, agilen Prozessen und einer zunehmend digital gesteuerten Fertigung gehen wir die Herausforderung der aktuellen Zeit an, führen aber gleichzeitig langjährige Traditionen der Gründergeneration fort.“

Unter der neuen Generation wurde der 1994 als F&G Normteile Dresden GmbH gegründete Betrieb in die Feindreh GmbH umfirmiert und an die veränderten Kundenbedürfnisse angepasst. Seit der Übernahme investierte das Nachfolge-Duo mehrere Millionen in moderne Maschinen und die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Im Zuge der strategischen Neuausrichtung wurden u.a. neue, komplexere Produkte entwickelt und auch die Firmenwebsite komplett überarbeitet.


FI_FliesenhandelApel

Ort: Dresden
Unterstützer: IHK Dresden, Handelsverband Sachsen, TEWETAX Steuerberatungs GmbH, Rechtsanwalt Peter Zill

Reine Familiensache: Mit Melanie Apel-Albertus und Lysann Apel standen gleich zwei Nachfolgerinnen in den Startlöchern, um das unternehmerische Erbe ihres Vaters Gert Apel anzutreten und die Fliesenhandel Apel GmbH nach seinem Renteneintritt fortzuführen. Durch ihr Engagement bleibt das moderne, großzügige Firmengebäude im Dresdner Stadtteil Cotta weiter im Familienbesitz. Auf über 1.000 m² Ausstellungsfläche finden Kund:innen hier vielfältige Inspiration zu den neusten Trends in puncto Wand- und Bodenbelag für innen und außen.

Die Übergabe der Firma wurde langfristig und strukturiert vorbereitet, womit sie als Lehrbuchbeispiel für eine gelungene Nachfolge gelten kann. Über mehrere Jahre hinweg hatten sich die beiden Schwestern systematisch in die firmeninternen Abläufe eingearbeitet. Im Jahr 2012 begann Gert Apel damit, seinen beiden Töchtern schrittweise die Firmenanteile zu übertragen. So konnte der Generationenwechsel im Jahr 2022 abgeschlossen und ein nahtloser Übergang der Geschäftsführung gewährleistet werden. Die neuen Inhaberinnen erklären:

„Wir führen den Fliesenhandel Apel im Sinne unseres Vaters und unseres Leitbildes fort, wobei wir den Betrieb beständig weiterentwickeln und an neue Anforderungen anpassen. Durch kluges Haushalten in den Erfolgsjahren sind wir heute, in einer allgemein rückläufigen Konjunkturphase, in der Lage, neue Arbeitskräfte einzustellen und in eine neue Lagerhalle zu investieren.“

Das Groß- und Einzelhandelsunternehmen war im Jahr 1991 von Gert Apel gegründet worden und beschäftigt mittlerweile 13 Personen. Das Team vom Fliesenhandel Apel verwandelt Wohnräume in Wohnträume, wobei Privat- und Geschäftskunden gleichermaßen bedient werden. Von klassischen Fliesen sowie Natur- und Kunststeinen, über Werkzeuge und Zubehör wie Silikon und Kleber bis hin zu Beleuchtungs- und Heizungssystemen bietet der Fachbetrieb ein breit gefächertes Produktsortiment. In dem neu gebauten, großen Lager stehen Produkte von über 400 Herstellern zur unmittelbaren Abholung oder Auslieferung bereit.


FI_JuwelierCurth

Ort: Markneukirchen
Unterstützer: IHK Chemnitz, Steuerberatungsgesellschaft Horst Oppenländer GmbH

Aus dem Kreißsaal in die Selbständigkeit. So lässt sich die Nachfolgegeschichte von Lisa Roth-Renz in aller Kürze zusammenfassen. Die heimatverbundene Vogtländerin war mit ihrem zweiten Kind schwanger, als ihr Vater und damaliger Inhaber des „Juwelier Alfred Curth“ sie im April 2021 vor ein Ultimatum stellte: Entweder sie tritt seine Nachfolge in den nächsten Wochen an oder er wird das Geschäft schließen. Damals war ihr Vater gesundheitlich schwer angeschlagen. So entschied sich Lisa Roth-Renz in seinem Sinne, das Unternehmen weiterzuführen. Ende Juli brachte sie ihre Tochter zur Welt, acht Tage später übernahm sie den väterlichen Betrieb – auch wenn dies bedeutete, dass sie als Selbständige den Anspruch auf Mutterschutz verlor. Heute resümiert sie:

„Mit meiner Geschichte möchte ich anderen Menschen Mut machen, auf ihr Herz zu hören sowie auch mal ein Risiko einzugehen und zu tun, wozu sie sich berufen fühlen. Ich persönlich stieß auf eine große Hilfsbereitschaft sämtlicher Behörden, Banken, dem Handelsregistergericht, dem Notar sowie der Krankenkasse und erfuhr eine gute Unterstützung durch das Steuerbüro.“

Das entschlossene Handeln und breite Unterstützer-Netzwerk von Lisa Roth-Renz bewahrte ein über 100-jähriges Familienunternehmen vor dem Aus: Im Jahr 1899 hatte der Kaufmann Alfred Curth das Juweliergeschäft in Markneukirchen eröffnet. Damals wie heute reicht das Angebot von besonderen Schmuckstücken und Uhren aller Art bis hin zu hochwertigem Markenporzellan und ausgewählten Kristallwaren. Seit 1991 betreibt die Familie mit der „Geschenkestube Roth“ im Kurort Bad Brambach eine zweite Filiale. An beiden Standorten genießen Kunden persönliche Service und kompetente Beratung.

Schon neben ihrem Studium der Wirtschaftspädagogik arbeitete Lisa Roth-Renz mit großer Freude im Familiengeschäft mit. Peu à peu hatte der Vater ihr immer mehr Aufgaben und Verantwortung übergeben – was ihr schließlich zu Gute kommen sollte. Denn durch seinen ungeplant frühen Rückzug übernahm Lisa Roth-Renz die Geschäfte ohne lange Bedenk- und Vorlaufzeit. Ihr persönlicher Anker in dieser anstrengenden Lebensphase war ihr Ehemann Matthias Renz. Er selbst hatte wenige Jahre zuvor mit seinem Bruder ebenfalls das väterliche Traditionsunternehmen, die „Lenzner Saitenmanufatur OHG", übernommen. Der Vater von Lisa Roth-Renz ist mittlerweile wieder genesen und auch die Geschäfte laufen gut. Ein Happy End also auf ganzer Linie.


FI_LucasGroup

Ort: Königsbrück
Unterstützer: HWK Dresden, ADVA Berater

Übernahme erfolgt. Familienfrieden erhalten. Was sich trivial anhört, ist keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Schließlich sind viele Emotionen im Spiel, wenn ein Unternehmen von der Gründergeneration an die Kinder übergeben wird. Das hat auch die Familie Lucas hautnah erlebt und durchlebt. Mehrmals hatten unterschiedliche Erwartungshaltungen die Übergabe verzögert – und das familiäre Klima vorübergehend in Mitleidenschaft gezogen. Dabei gehörte den Kindern schon vor der Übernahme fast die Hälfte der Lucas GmbH. Unter dem wirtschaftlichen Druck der Coronapandemie einigten sich Stephanie Lucas und Sebastian Lucas-Delaval im Jahr 2022 schließlich mit ihrem Vater und übernahmen seine Anteile an dem Metall- und Stahlbauunternehmen.

Wechselseitige Zugeständnisse waren aus Sicht der Geschwister unabdingbar, um letztendlich auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen:

„Kompromissbereitschaft, Vertrauen und Transparenz – diese Eigenschaften haben sich für uns als Erfolgskriterien erwiesen. Wenn jeder der beiden Parteien seine Vorstellung der Nachfolge zu 100 % durchsetzen will, wird eine Nachfolge nicht gelingen. Hier hat unsere Erfahrung auch gezeigt, dass die Zeit für diesen Prozess ausreichend bemessen sein muss und trotzdem auch eine Deadline existieren sollte.“

Die Erfahrungen der jungen Unternehmer:in basieren auf gleich zwei Übernahmen. Nur anderthalb Jahre nach der familieninternen Nachfolge wurden sie Eigentümer:in von Metall- und Maschinenbau Eifler. Zu dem Unternehmen und seinem Gründer Christoph Eifler bestand schon länger eine enge Geschäftsbeziehung. So hatten sich beide Firmen regelmäßig personell unterstützt – war man doch in der gleichen Branche tätig. Mit dem Eifler-Betrieb übernahmen die Lucas-Geschwister alle fünf Mitarbeitenden und etliche treue Firmenkunden. Heute werden die Aktivitäten in der Lucas Group als gemeinsamer Holding Gesellschaft gebündelt, die insgesamt 34 Angestellte zählt.

Die zwei Betriebe wurden auch physisch zusammengelegt und zwar in Königsbrück bei Dresden, dem Stammsitz der Lucas GmbH. Stephanie Lucas und Sebastian Lucas-Delaval investierten einen sechsstelligen Betrag, um eine neue Lager- und Logistikhalle zu errichten sowie die Fertigungshalle umzubauen. Mit der Eifler-Belegschaft hielt nämlich zugleich eine neue Produktsparte Einzug: Seit Anfang 2024 fertigt man in Königsbrück nun auch Hochwasserschutzanlagen, womit ein neuer Geschäftsbereich hinzugekommen ist. Die Anlagen werden von Sachsen aus nach ganz Europa, aber auch nach Amerika, Asien und Australien ausgeliefert. Bleibt zum Schluss noch die Frage, wie es Firmengründer Peter Lucas heute geht. Er hilft nach wie vor im Unternehmen – wenn neben seinen Hobbies, Ehrenämtern und Aufgaben als Opa noch Zeit bleibt.


FI_SITA-Messtechnik

Ort: Dresden
Unterstützer: IHK Dresden, Steuerberaterin Fr. Kathrin Winter (Winter + Zander Steuerberatungsgesellschaft mbH), Cathrin Dürichen (Rechtsanwältin), Dr. Dirk Plagemann (Rechtsanwalt)

Wie der Vater, so die Tochter … Rund 26 Jahre nach der Gründung der SITA Messtechnik GmbH konnte sich Prof. Dr. Lothar Schulze mit dem guten Gefühl zur Ruhe setzen, dass sein unternehmerisches Lebenswerk in den Händen der Familie bleibt. Seine Firmenanteile hatte er in zwei Etappen an seine Töchter Juliane und Kathrin Schulze übergeben. Als neue Eigentümerinnen sind sie verantwortlich für 35 Mitarbeitende, die in Dresden innovative Labor- und Prozessmesstechnik für Kunden in aller Welt entwickeln und fertigen.

Juliane Schulze, die jüngere der beiden Schwestern, fungiert bereits seit 2015 als Geschäftsführerin. Zuerst hatte der Vater ihr schrittweise die Leitung der unternehmensinternen Bereiche Vertrieb, Marketing, Technik, Personal und Finanzen übertragen – und schließlich auch seine Führungspositionen in Fachverbänden und Branchengremien. Ihre Schwester Kathrin Schulze ist als Mit-Gesellschafterin ebenfalls an der SITA Messtechnik GmbH beteiligt, jedoch nicht operativ im Betrieb tätig. Ihr Nachfolgebeispiel macht damit deutlich: Man kann ein Unternehmen sehr wohl an mehrere Kinder übergeben, ohne dass jedes Kind zwingend im Betrieb arbeiten muss. Essenziell dafür ist eine offene Kommunikation sowie ein Austarieren der Interessen aller Parteien, wie Juliane Schulze festhält:

„Das Erarbeiten einer möglichen Rollenverteilung unter Berücksichtigung der individuellen Ziele, Qualifikationen und persönlichen Tätigkeitswünsche gestaltete sich für alle Beteiligten als mehrjähriger Lern- und Entwicklungsprozess. Heute sind wir sehr stolz auf die erfolgreich abgeschlossene Nachfolge. Sie bildet die Grundlage dafür, dass unser sächsisches Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber in der Region und Innovationstreiber in unserer Branche fortbesteht.“

Nach dem Generationenwechsel konzentrierte sich das SITA-Team weiter auf seine Kernkompetenz: Die Entwicklung von Messgeräten, die die Beschaffenheit von Oberflächen und Flüssigkeiten erfassen und der Qualitätssicherung in der industriellen Teilereinigung dienen. Über ein globales Partnernetzwerk werden die Messlösungen „made in Dresden“ weltweit vertrieben. Sämtliche Partner wurden frühzeitig über die Nachfolgeregelung informiert, wodurch ihr Vertrauen in die Führungsriege erhalten werden konnte. Die Weichen sind also dafür gestellt, dass das internationale Geschäft der SITA Messtechnik GmbH auch in Zukunft weiterwächst.


FI_TextilpflegeThieme

Ort: Zwickau
Unterstützer: Volksbank Zwickau eG, EVENTUS Steuerberatung, HWK Chemnitz

Diese Nachfolge hat sich buchstäblich gewaschen: Als Heidi Thieme, Gründerin und einstige Inhaberin der Textilpflege Thieme GmbH & Co. KG, altersbedingt einen Gang zurückschalten wollte, folgte der Sohn nahtlos in ihre Fußstapfen. Tom Thieme hatte den Beruf des Textilreinigers von der Pike auf gelernt. Nach seiner dreijährigen Ausbildung im mütterlichen Betrieb stand für ihn außer Frage, dass er weiter im Unternehmen arbeiten und es eines Tages fortführen will. Dieser Tag war am 01.01.2021 gekommen – seitdem ist die Textilpflege Thieme in zweiter Generation in Familienhand. Heidi Thieme ist weiter als Buchhalterin im Betrieb aktiv.

Tom Thieme zieht heute eine positive Nachfolgebilanz:

„Für eine Unternehmensnachfolge braucht es eine gute Vorbereitung und den Willen des Übergebers, das Unternehmen aus den Händen zu geben. Nur dann kann ein Unternehmen in der nächsten Generation erfolgreich sein. Unser Beispiel zeigt, dass es sich auch in einer kleiner werdenden Branche lohnt, ein Unternehmen weiterzuführen. Wir trotzen dem Markttrend mit Fleiß und Engagement und konnten unser Geschäft zuletzt sogar ausbauen.“

Das Familienunternehmen wurde noch vor der Wende, im Jahr 1986, von Heidi Thieme gegründet. Heute lassen sowohl Privat- als auch Geschäftskunden ihre Wäsche bei Thiemes reinigen. Sie sorgen für strahlend weiße Tischdecken in Restaurants, saubere Bettwäsche in Hotels oder frische Personalkleidung für Rettungsdienste. Die Berufsbekleidung ist ein Schwerpunkt der Textilpflege Thieme, die mittlerweile rund 135.000 Teile pro Jahr reinigt. In einer hauseigenen Schneiderei werden kaputte Arbeitshosen, Arztkittel und andere Kleidungsstücke bei Bedarf gleich mit repariert. Die Abholung bzw. Auslieferung der Textilien gehört zum Service dazu.

Mit dem Neu-Eigentümer Tom Thieme hielt auch fortschrittliche Technologie in den Betrieb Einzug: Im Januar 2022 führte er eine Wäschereisoftware zur Prozessoptimierung ein – durch automatisierte E-Mail- bzw. SMS-Erinnerungen konnte auch der Kundenservice weiter verbessert werden. Im gleichen Jahr investierte Tom Thieme in die Modernisierung des Maschinenparks: Neben einer neuen Kragen- und Manschettenpresse konnte man einen Hemdenbügler in Betrieb nehmen – immerhin wollen jeden Monat rund 2500 Hemden gereinigt und geglättet werden. Aber auch an anderer Stelle setzt Tom Thieme auf fortschrittliche Technik: Eine hauseigene PV- und Solarthermieanlage erzeugt Strom und Warmwasser aus Sonnenkraft – wenn das keine saubere Form der Energiewirtschaft ist.


FI_WerkzeugbauWinkelmühle

Ort: Klingenberg
Unterstützer: IHK Dresden, ABG Consulting Dresden

Pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum brach bei der Werkzeugbau Winkelmühle GmbH eine neue Firmenepoche an: Im Jahr 2022 übergaben die Gründer Karl-Heinz Berthold und Hartmut Baumgart ihr Lebenswerk vertrauensvoll an ihre Kinder. Heute ist das mittelständische Unternehmen in den Händen von vier Familienmitgliedern und weiterhin inhabergeführt. Die Geschäfte leitet nunmehr Tom Berthold. Er ist Chef von 70 Mitarbeitenden. Schon seine Bachelorarbeit verfasste er über die bevorstehende Unternehmensnachfolge, was die langfristige Planung derselben verdeutlicht. Noch vor der offiziellen Übernahme hatte sein Vater ihm das Amt des Prokuristen und damit weitreichende Verantwortung übertragen.

Wie der Name suggeriert, hat sich das Industrieunternehmen auf die Produktion von Werkzeugen und Bauteilen aus Metall und Kunststoff spezialisiert. Dabei wird die gesamte Prozesskette von der Prototypenentwicklung über die Konstruktion bis hin zur Serienfertigung abgedeckt. Infolge der Pandemie sah sich der Werkzeugbau Winkelmühle massiven Preissteigerungen auf Materialseite ausgesetzt. Der Ukrainekrieg trieb zudem die Energiekosten in die Höhe. So standen die Nachfolger:innen vor der Aufgabe, den betriebswirtschaftlichen Status Quo auf den Prüfstand zu stellen und an die aktuelle Marktsituation anzupassen. Gleichzeitig galt es, sich mit rechtlichen, finanziellen und steuerlichen Aspekten der Nachfolgeplanung auseinanderzusetzen.

Auch psychische Faktoren spielen eine Rolle, wenn zwei Generationen und sechs verschiedene Persönlichkeiten aufeinandertreffen. Die individuellen Vorstellungen in ein einheitliches Übernahmekonzept zu überführen, barg einiges an Konfliktpotenzial. Doch letztlich arbeiteten alle Beteiligten, vor allem auch die Übergeber, im Sinne des Unternehmens zusammen. Heute resümiert Tom Berthold:

„Der Prozess einer Unternehmensnachfolge ist auch ein Entwicklungsprozess, der vor allem mentale Ressourcen stärker beansprucht als dies zunächst scheint. Aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich empfehlen, bei größeren Differenzen einen Coach oder Mediator zur Hilfe zu holen, um die inneren Wünsche und Ängste aller Parteien angemessen berücksichtigen und in Einklang bringen zu können.“

Vielgestaltig ist auch der Kundenstamm der Werkzeugbau Winkelmühle, der Automobilzulieferer, Uhrenhersteller, die Energiewirtschaft oder die Solar- und Möbelindustrie umfasst. Am Firmensitz in Klingenberg treffen Ingenieurskunst und handwerkliches Können auf moderne Fertigungstechnologien. Außerdem ist der Werkzeugbau Winkelmühle im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge als familienfreundliches Unternehmen bekannt, das u. a. lokale Sportvereine, Bildungsprojekte wie den Wasserstoff-Grand Prix (H2GP) sowie Initiativen zur Suchtprävention und Verkehrssicherheit unterstützt.


FI_Zill&Engler

Ort: Reichenbach im Vogtland
Unterstützer: IHK Chemnitz

Alles bleibt anders. Im Jahr 1887 im Vogtland gegründet, ging die Zill & Engler Likör- und Spirituosenfabrik durch die Hände verschiedener Familien. Kurz vor dem Mauerfall, zum 100. Firmenjubiläum, hatte Thomas Lauer den damals angeschlagenen Betrieb übernommen und moderne Technik angeschafft. Mit einer Abfüll- und Etikettiermaschine sorgte er dafür, dass die Produktion konkurrenzfähig blieb. An anderen Grundpfeilern hat sich bis heute nichts geändert: Der Betrieb sitzt nach wie vor am gleichen Standort in Reichenbach und stellt Hochprozentiges nach überlieferten Verfahren her. Als 2022 wieder ein Generationenwechsel ins Haus stand, mussten sich Mitarbeitende und Geschäftspartner noch nicht einmal an einen anderen Namen gewöhnen: Thomas Lauer jr. folgte in die Fußstapfen seines Vaters.

Wer nun glaubt, Thomas Lauer jr. hätte sein Berufsleben ausschließlich im väterlichen Betrieb verbracht, der irrt. Der studierte Betriebswirt leitete zehn Jahre lang den Einkauf in einem mittelständischen Unternehmen, bevor er in die Likör- und Spirituosenherstellung eintauchte und in Berlin eine Destillerie-Ausbildung absolvierte. Es war schon immer das langfristige Ziel gewesen, dass er eines Tages die Nachfolge des Vaters antreten sollte. Nach der Übernahme tat er es ihm gleich und investierte in neue Technik. Dafür scheute er sich auch nicht, einen Kredit aufzunehmen. Denn Tradition verpflichtet – im Fall von Zill & Engler zu erstklassiger Qualität, die das Lebensmittel- und Eichamt regelmäßig überprüft und bestätigt. Der Junior und Senior bilden nach wie vor ein gutes berufliches Team:

„Mein Vater steht mir als Mentor weiter zur Seite. Er unterstützt mich bei der Pflege der jahrelangen Kundenbeziehungen genauso wie bei der Umsetzung neuer kreativer Ideen. In der heutigen Zeit ist es eine Herausforderung, ein traditionsreiches Familienunternehmen weiterzuführen. Das funktioniert nur mit Leidenschaft, Herzblut und dem Rückhalt der Familie.“

Im Vogtland und darüber hinaus gibt es zahlreiche Genießer:innen, die die hochprozentigen Erzeugnisse aus Reichenbach wertschätzen. Hoch im Kurs steht die Hausmarke „Echter Reichenbacher Grün-Bitter“. Dazu kommen verschiedene Likör-, Spirituosen- und Gin-Spezialitäten, die über den Groß- und Einzelhandel sowie vor Ort am Firmensitz vertrieben werden. Im Laden in Reichenbach findet man auch eine große Auswahl an originellen Geschenkflaschen. Daraus ausgeschenkt schmeckt der Grün-Bitter gleich nochmals besser.