Wenn es zwei Kräne und einen Schwerlasttransporter braucht, um ein Investitionsobjekt an seinen Zielort zu manövrieren, steht fest: Hier ist Großes im Gange. So geschehen letzten Oktober als ein 22 Meter langes und 65 Tonnen schweres Passagierschiff buchstäblich über Nacht von der Leipziger Seenlandschaft an den Bärwalder See in der Oberlausitz überführt wurde (der MDR berichtete hier). In Leipzig hatte das Schiff seit 2021 ungenutzt vor Anker gelegen, weil ein Verbindungskanal zwischen dem Markkleeberger und Störmthaler See gesperrt wurde. Nach einer siebenstündigen Reise auf dem Landweg quer durch Sachsen kam es in seinem neuen Heimathafen, der Marina in Klitten, an. Sie bildet das Tor zum Bärwalder See, der durch die Flutung eines ehemaligen Tagebaus entstand. Vor Ort erwarteten Patrick Schmidt und Bernd Budi ihr „Baby“ bereits sehnsüchtig, das sie kurz darauf auf „Bärwalder Seelust“ tauften. Die frisch gebackenen Schiffseigentümer engagieren sich schon länger im Osten Sachsens: Patrick Schmidt führt ein Reiseunternehmen, während Bernd Budi ein Autohaus betreibt.

Mit dem gemeinsamen Ziel, erstmals öffentliche Rundfahrten auf dem größten See Sachsens anzubieten, hatten sich die zwei heimatverbundenen Unternehmer zusammengetan und im Sommer 2024 die Bärwalder Schiffs GmbH gegründet. Um ihre Vision zur Realität werden zu lassen und das Firmenkonstrukt mit operativem Geschäft zu füllen, kam ihnen die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien zur Hilfe, genauer gesagt zur Finanzierungshilfe. Diese holte die Bürgschaftsbank Sachsen (BBS) an Bord, die den benötigten Kredit absicherte.

Bernd Budi (links) und Patrick Schmidt (mitte) mit ihrem Team
In der Lausitz stieß das teils elektrisch angetriebene Schiff zum ersten Mal am 25. Oktober 2024 in See. In den Adventswochen des letzten Jahres war das Schiff auch bereits mehrfach für Weihnachtsfeiern gebucht. Zudem lockten Glühweinfahrten in den Wintermonaten zahlreiche Gäste an Deck. Heute verkehrt die Bärwalder Seelust fahrplanmäßig drei Mal am Tag zwischen der Marina Klitten und dem Hafen in Boxberg sowie zurück. Die Rundfahrt, die einen Panoramablick auf See und Ufer bietet, dauert 90 Minuten. Aber auch ein Ticket für eine Überfahrt in nur eine Richtung ist erhältlich. Auf zwei Etagen bietet das Schiff insgesamt 120 Passagieren Platz, wobei ein barrierefreier Zugang gewährleistet ist. Auch Hunde und Fahrräder sind an Bord erlaubt.

schwimmende Event-Location: die Seelust kann für Privat- und Firmenevents gemietet werden
Je mehr sich das neue touristische Angebot herumspricht, umso mehr Reisebusse erreichen den Parkplatz am Klittener Hafen. Dabei helfen auch die Kontakte, die Patrick Schmidt als Reiseunternehmer mitbringt. Nach dem Ende der Sommerferien zieht er eine erste Zwischenbilanz: „Mit der Auslastung in der ersten Sommersaison sind wir sehr zufrieden. Unsere Kunden haben uns persönlich vor Ort und online auf Google sehr positives Feedback gegeben. Das zeigt uns, dass wir unseren hohen Anspruch an die Service-Qualität erfüllen und stimmt uns zuversichtlich für die bevorstehenden Monate.“ Fahrten über den See werden über das ganze Jahr hinweg angeboten. Eine Klimaanlage und Heizung an Bord sorgen zu allen Jahreszeiten für angenehme Temperaturen auf dem überdachten Deck.
Für das leibliche Wohl an Bord ist ebenfalls an 12 Monaten im Jahr gesorgt. Neben kalten und warmen Getränken bietet der Schiffsimbiss herzhafte Gerichte wie Pasta oder die allseits beliebten Wiener Würstchen. Wer eher Süßes mag, erhält Eis und Kuchen von einer regionalen Bäckerei. Erweitert wird der reguläre Schiffsverkehr durch Sonderfahrten mit Event-Charakter und gehobener Gastronomie. Dazu zählen zum Beispiel Brunch-Fahrten oder Fahrten mit Rumverkostung, die auch Einheimische anlocken. Schnell sein lohnt sich: Die Fahrten mit Martinsgansessen im November sind bereits restlos ausgebucht.

Event-Catering an Bord der Bärwalder Seelust
Über die positive Resonanz freut sich auch Denis Pätzold von der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien. Er begleitete das Projekt als Firmenkundenberater und erklärt: „Patrick Schmidt und Bernd Budi haben uns mit ihrer Geschäftsidee und dem Mut, diese auch in die Tat umzusetzen, beeindruckt. Überzeugend war vor allem auch ihr solider und plausibler Business Plan, der aufzugehen scheint: Die Bärwalder Seelust zieht heute nicht nur Besucher aus Dresden an, sondern auch immer mehr Touristen aus anderen Teilen Sachsens und Bundesländern.“
Die beiden Seelust-Gründer waren über ihre bestehenden Unternehmen, die sie nach wie vor leiten, schon länger mit der Sparkasse verbunden. Bestehende Kredite stützten sich bereits auf Eigenkapital, das damit nicht mehr als Sicherheit für den Kredit für das Schifffahrtsbusiness dienen konnte. Vor diesem Hintergrund holte die Sparkasse die BBS dazu, die mit ihrer Bürgschaft den Schlüssel zur Finanzierung lieferte. Der Großteil des Fremdkapitals floss in den Erwerb des Schiffs sowie die Überführung.
Auch der BBS waren die beiden Unternehmer bereits durch eine frühere Zusammenarbeit gut bekannt. Firmenkundenberaterin Kathrin Heim nahm sich ihrem jüngsten Projekt an: „Wir haben Patrick Schmidt und Bernd Budi als Vollblutunternehmer kennengelernt und auf Basis eines gut fundierten Konzeptes gern bei ihrem gemeinsamen Vorhaben unterstützt. Mit der Bärwalder Schifffahrt wird die Lausitz als Ausflugsziel mit überregionaler Anziehungskraft noch attraktiver. Von den zusätzlichen Besuchern profitieren letztlich auch Hotel-, Gastronomie- und Freizeiteinrichtungen rund um den See, die das Angebot ergänzen.“
Vor Ort gibt es neben Hotels, Pensionen und Campingplätzen auch außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten, etwa in schwimmenden Ferienhäusern oder den Safari-Lodges inmitten eines Wildgeheges. Weitläufige Sandstrände laden zum Verweilen und Entspannen ein, während Wassersport-Fans an gleich drei Kitesurfing-Spots auf ihre Kosten kommen. Für die öffentliche Schifffahrt wird der 13 Quadratkilometer große Bärwalder See erst seit letztem Jahr genutzt. Insofern betrieben Patrick Schmidt und Bernd Budi Pionierarbeit. Für die erforderlichen Genehmigungen und Vorbereitungsarbeiten zogen mehrere Akteure an einem Strang, wie Kathrin Heim von der BBS positiv hervorhebt. So setzten sich die Gemeinde Boxberg, die Landesdirektion Sachsen und die LMBV - Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft gemeinsam für den Schiffverkehr auf dem See ein.

die Crew der Bärwalder Seelust feiert die „Lausitzer Jungfernfahrt“ gemeinsam mit Gästen
A propos Pionierarbeit: Seit Neustem ist der Bärwalder See über einen Shuttle-Service der besonderen Art auch an den Öffentlichen Personenverkehr angeschlossen: Ein autonom fahrender, elektrisch betriebener Kleinbus bringt Gäste kostenlos vom Bahnhof Klitten an den Bärwälder See – vier Mal pro Tag. Somit wird schon die Anreise zu einem Erlebnis. Das Forschungsprojekt mit dem Titel „WALEMObase“ wird gemeinsam von der ZVON (VON GmbH), der TU Dresden und dem Fraunhofer IWU Zittau getragen und vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz (SMWA) finanziert.
Bildquelle: Bärwalder Schiffs GmbH
Deal-Team der BBS:

Lars Wiehe, Regionalleiter
Telefon +49 172 6028464
lars.wiehe@bbs-sachsen.de

Kathrin Heim, Senior-Beraterin
Telefon +49 151 534298-42
kathrin.heim@bbs-sachsen.de