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MTS-Molding Tec Steinberg GmbH gewinnt Sächsischen Meilenstein für unternehmensinterne Nachfolge

18.11.2025 Steinberg

Mit der Übernahme durch Monty Tepper emanzipierte sich die MTS-Molding Tec Steinberg von ihrem baden-württembergischen Mutterkonzern. Als der sächsische Produktionsstandort aufgegeben werden sollte, erwarb der leitende Angestellte das Unternehmen und machte es zu einem eigenständigen Industriebetrieb. Die MTS-Molding Tec Steinberg GmbH entwickelt und produziert Spritzgießwerkzeuge und Automatisierungslösungen, die z. B. bei der Herstellung von Medizintechnikartikeln, Zahnbürsten, Rasierern, Verschlüssen oder Textmarkern Einsatz finden.

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Seit den frühen 90er Jahren wurden unter dem Dach der ZAHORANSKY AG im Vogtland hochwertige Spritzgusswerkzeuge gebaut. Ob Zahnbürsten, Rasierer oder Textmarker – Utensilien, die viele von uns tagtäglich benutzen, gäbe es ohne die ZAHORANSKY nicht in dieser Form. Rund 70 Mitarbeitende beschäftigte das Unternehmen zuletzt in Steinberg. Seit vergangenem Jahr prangt ein neuer Name auf dem Schild vor dem modernen Firmengebäude: MTS-Molding Tec Steinberg GmbH. Was war passiert? Dazu muss man wissen, dass die ZAHORANSKY AG selbst in Baden-Württemberg beheimatet ist und den Standort in Sachsen lediglich als verlängerte Werkbank betrieb. Doch diese Konstellation sollte keine Zukunft haben.

Vor wenigen Jahren beschloss das ZAHORANSKY Management, die Außenstelle in Steinberg zu verkaufen. Damit stand die Existenz der Angestellten plötzlich auf der Kippe. Letztlich war es „einer von ihnen“, der ihre Arbeitsplätze sichern sollte: Monty Tepper, selbst im Vogtland aufgewachsen, übernahm das Unternehmen zum Jahresbeginn 2024. Zuvor hatte er die Geschicke vor Ort bereits als angestellter Geschäftsführer der ZAHORANSKY AG geleitet. Was nach einem logischen Schritt klingt, hatte er lange Zeit nicht in Erwägung gezogen. Zu groß schienen die Verantwortung und das finanzielle Risiko. Umso höher ist es ihm anzurechnen, dass er den Betrieb schließlich doch von seinen alten Inhabern abkaufte und als MTS weiterführt. Als besonderes Zeichen der Anerkennung wurde ihm dieses Jahr der Sächsische Meilenstein, der Preis für erfolgreiche Unternehmensnachfolge, verliehen.

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Monty Tepper (rechts) mit Riccardo Heise bei der Preisverleihung des Sächsischen Meilenstein 2025

Die Bewerbung für den Sächsischen Meilenstein hatte Riccardo Heise von dem Beratungsunternehmen M2 aus Stollberg initiiert. Er war es auch, der Monty Tepper durch den gesamten Übernahmeprozess begleitete und als Restrukturierungsspezialist zur Seite stand. Lange Tage und Abende saßen die beiden zusammen und analysierten Zahlen über Zahlen, um einen tragfähigen Wirtschaftsplan für die MTS zu entwickeln. Auch bei der Frage nach der Finanzierung des Firmenkaufs war die Unterstützung von Riccardo Heise unverzichtbar.

Mit Monty Teppers Eintritt in die Selbständigkeit begann für den Betrieb zugleich die Unabhängigkeit. Nachdem man über 30 Jahre lang von Baden-Württemberg aus gesteuert wurde, ist die MTS nun ein sächsisches, autonom agierendes Unternehmen. „Heute müssen wir uns nicht mehr im Hintergrund verstecken, sondern dürfen uns als eigenes Unternehmen aus Sachsen präsentieren“, erklärt Monty Tepper selbstbewusst. „Wir leben und lieben das globale Netzwerken und stellen fest, dass es sehr erfüllend ist, die eingefahrenen Autobahnen verlassen zu dürfen.“

Die Loslösung vom Mutterkonzern bedeutete aber auch, dass die MTS nun viele Unternehmensfunktionen selbst darstellen musste, die früher die Zentrale übernahm. Es galt unter anderem, den Einkauf und Vertrieb inhouse aufzubauen, die CRM-Software vom Konzern abzukoppeln, eine eigene Website aufsetzen oder die Finanz- und Lohnbuchhaltung zu regeln. Dafür kann die MTS heute von sich behaupten, alle zentralen Prozesse selbst in der Hand zu haben.

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der Firmensitz der MTS in Steinberg im Vogtland

Ein Detail im Kaufvertrag sollte Monty Tepper den Neustart erschweren: Ein Wettbewerbsverbot der ZAHORANSKY AG untersagte ihm, weiterhin die gleichen Produkte für die gleichen Kunden zu fertigen. Zugleich stand er von Beginn an unter dem Druck, genügend Umsatz zu generieren, um seine 70 Angestellten zu bezahlen. In dieser Situation wurde eine Anfrage von einem Medizintechnik-Unternehmen zu einem Hoffnungsstrohhalm. Das Unternehmen stellte größere Auftragsvolumen in Aussicht – unter einer Bedingung: die MTS musste Metallformen mit zwei Tausendstel Millimeter Genauigkeit liefern. Diese Maßgabe können nur sehr wenige, spezialisierte Werkzeugbauer erfüllen und auch die MTS war damals noch von diesem Zielwert entfernt. Also machte man sich an die Entwicklung. „Für uns stand alles auf einer Karte“, erinnert sich Monty Tepper zurück. „In dieser herausfordernden Zeit kam uns das Ingenieurs- und Fertigungswissen zugute, das unsere Belegschaft in all den Jahren bei verschiedensten Projekten gesammelt hatte. Gleichzeitig waren wir alle angetrieben von Adrenalin und dem unbedingten Willen, uns zu beweisen.“

Nach Zeiten des Hoffens und Bangens kam schließlich die große Erleichterung: Dem Team der MTS war es gelungen, den hohen Präzisions- und Qualitätsansprüchen des Kunden gerecht zu werden und sich den Aufträge zu sichern. Seither ist die Medizintechnik der wichtigste Markt für das Unternehmen. Sie generierte im ersten Jahr nach der Übernahme 95% des Umsatzes und konnte die Verluste durch das Wettbewerbsverbot weitestgehend kompensieren.

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Wenn Ingenieurskunst auf modernste Software trifft: Neue Produkte entstehen zunächst als 3D-Visualisierung am Computer

Als Monty Tepper den Betrieb zum 1. Januar 2024 offiziell übernommen hatte, lagen nervenaufreibende Monate hinter ihm. Wie eingangs erwähnt, kam es für ihn zunächst nicht in Frage, den Betrieb selbst fortzuführen. Vielmehr hatte es zu seiner Aufgabe als angestellter Geschäftsführer der ZAHORANSKY AG gehört, das Unternehmen potenziellen Käufern zu präsentieren und ihnen Einblicke in Bilanzen zu geben. Erst als sich immer mehr strategische Investoren zurückzogen und die Zukunft des Standorts ernsthaft gefährdet war, kam er ins Nachdenken und schließlich ins Handeln. Und auch wenn die Übernahmephase eine emotionale Achterbahnfahrt und von Unsicherheiten geprägt war, den Schritt hat Monty Tepper nicht bereut.

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Höchste Präzision: die MTS liefert Spritzgussformen und Metallwerkzeuge "made in Saxony"

Heute kann er stolz sein auf das, was er mit seiner Mannschaft geschafft hat. Mit der Medizintechnik hat man ein zukunftsträchtiges neues Geschäftsfeld erschlossen. Gleichwohl erwirtschaftet die MTS auch mit den Kunden aus vergangenen Zeiten wieder steigende Umsätze. Denn das Wettbewerbsverbot greift nicht, wenn für diese neue Produkte entwickelt und produziert werden. Schon jetzt liefert man wieder in alle Welt: Die Spritzgussformen und Werkzeuge aus dem Hause MTS findet man etwa in Fabriken in den USA, in Brasilien oder in Indien. In den Fertigungshallen der MTS haben derweil zwei neue Maschinen Einzug gehalten. Nach Zeiten der Aufruhr und des Umbruchs ist endlich wieder Entspannung unter den Mitarbeitenden eingekehrt. Viele von ihnen arbeiten schon lange im Unternehmen. Dank Monty Tepper haben sie nun wieder eine Jobperspektive in der Heimat.

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Hier ist der Blick fürs Detail gefordert: ein MTS-Mitarbeiter prüft die Qualität der produzierten Metallwerkzeuge

Bildquelle: MTS-Molding Tec Steinberg GmbH, Bürgschaftsbank Sachsen